POP
Bootsy Collin s
THA FUNK CAPITOL OF THE
Mascot/Rough Trade CD (auch als IP) (54')
M arla Glen
HUMANOLOGY
0-Tone Music/ZYX CD
Egal, was Boolsy Collins in seiner
Karriere noch alles an Höhen und
Tiefen erfahren wird-sein Bass-Part
auf James Browns epochalem „Sex
Machine" hat ihn für die Ewigkeit
empfohlen. Da mag man ihm auch
nicht weiter übel nehmen, dass er
sich auf seinem aktuellen Album
deutlich zurückhält und stattdessen
andere an der vordersten Funk-Front
agieren. Die Liste der gefeaturten
Kollegen, alle aus dem HipHop-La-
ger, ist lang: Ice Cube, Snoop Dogg,
Chuck D, George Clinton, Sheila E,
Immerhin ist Collins’ berühmter und
stilprägender „Blubber-Bass“ nicht
zu überhören und auch nicht seine
Verehrung für Jimi Hendrix.
tfv
Mann oder Frau? Seitdem Gien
199 3
populär wurde, stellen die Medien
die Frage nach ihrem Geschlecht.
Als wollte sie das Rätselraten noch
befeuern, mimtdie Anzug- und Hut-
trägerin in „Daddy“ mit maskuliner
Stimme den sexlüsternen Lebe-
mann. Die anderen Songs auf dem
durchschnittlichen neuen Longplay,
zwischen Soul, Blues und Rock an-
gesiedelt, sind nicht weniger per-
sönlich. In „Don't Try To Keep Me
From Going On“ verarbeitet die an-
drogyne Amerikanerin dieTrennung
von ihrer Partnerin Sabrina, und die
Ballade „White Roses For My Mo-
ther“ ist ein Abschiedsgruß an die
gestorbene Mutter.
hake
MUSIK ★
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MUSIK ★
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KLANG ★ ★ ★ ■ <
!
KLANG ★
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Duran Duran
ALL YOU NEED IS NOW
Earmusic/Edel CD
(57')
Während die „Duranies“ zuletzt nur
alte Fans bei der Stange hielten,
könnte „All You Need Is Now“ auch
Hörer unter
90
ansprechen. Es mag
an den Produzenten Mark Ronson
und Nick Hodgson liegen, bekannt
für ihre Arbeit mit den Kaiser Chiefs
oder Lily Allen, Jedenfalls greift die
8
oer-Band auf alte Tugenden zu-
rück:
selbstbewussten
Synthie-
Wave-Pop aus allen Rohren zu feu-
ern. Man fragt sich, warum sie nicht
schon eher den Mut dazu hatte.
Egal - die CD ist ihr bestes Album
seit Ewigkeiten, mit Ana Matronic
von den Scissor Sisters als Gast
beim Disco-Stampfer „Safe“ ,
pö
MUSIK ★
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KLANG * * - 1
Heather Nova
Î
00
DAYS AT SEA
Embassy Of Music CD (V.Ö.: 27,5.)
(ST)
Auf
„3 0 0
Days At Sea“ beschäftigt
sich Heather Nova mit ihrer Vergan-
genheit: der Zeit also, als sie ge-
meinsam mit ihren Hippie-Eltern auf
einem Schiff um die Bermudas
schipperte. Doch ihre Gedanken
und Reflexionen betreffen auch Ge-
genwart und Zukunft dieser Insel-
gruppe im Atlantik. So dreht sich
„Save A Little Piece Of Tomorrow“
um die Frage, was die globale
Erderwärmung dort anrichten kann,
und „Stop The Fire“ handelt von der
sozialen Kluft zwischen den Rassen.
Musikalisch ist Heather Nova ein
melodiöses,
kraftvolles
Main-
stream-Album gelungen, das aber
die Klasse ihrer von Jeff Buckley ge-
i
Der Memoirenband „Für 'ne Mo-
j
ment“ , eine ausgiebige Sommer-
;
I
tournee, das Bapfest mit der WDR
:
i
Big Band als Verstärkung und ein
j
!
neues Album: Rund um seinen
6 0
.
j
;
Geburtstag zeigt sich Wolfgang Nie-
;
;
decken umtriebig wie gehabt, ohne
;
qualitativ merklich nachzulassen.
Etwas vorhersehbar, aber grundso-
;
lide singt er auf „Halv su wild“ von
;
i
seiner privaten Weitsicht („Et lewe
:
ess en Autobahn") und politischen
j
;
Positionen („Niemohls“), von der
;
Verbundenheit mit der Heimat Köln
j
(„Chlodwigplatz“) sowie privatem
i
Liebesglück („Waat ensjraad“). Neu
;
i
ist daran nichts, die Fans werden es
jedoch gerade deshalb mögen,
hake
]
!
MUSIK ★
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KLANG ★
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prägten Frühphase in den
9
oern
nicht ganz errreicht. Ihre Stimme
tönt zwar ätherisch-ausdrucksstark
wie eh und je. Aber ich vermisse als
spannungsreichen Kontrapunkt da-
zu die unberechenbaren musikali-
:
sehen Wendungen, ihre emotiona-
len Ausbrüche aus dem Songkor-
sett.
A. Ku.
MUSIK ★
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KLANG ★
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O kkervil River
I AM VERY FAR
Jagjaguwar/Cargo CD
(ST)
Auch als LP geplant
Wenn aus dem Musikmachen nichts
geworden wäre, hätte Will Sheff im-
mer noch die Laufbahn des Lyrikers
oder Romanautors einschlagen kön-
nen. Der Wahltexaner ist mit einer
Sprachbegabung gesegnet, wie
man sie im Rockkontext nur selten
antrifft. Pitchfork.com hält ihn zu
Recht für einen der besten Dichter
des Indie-Rock, und die New York
Times meint: „Sheff schreibt wie ein
Schriftsteller.“ Auf dem grandiosen
sechsten Album von Okkervil River
bestätigt er dies wiederum in faszi-
nierend mehrdeutigen Liederver-
sen. Was der Eigenbrötler hierfür zu
Papier gebracht hat, ist nie leicht zu
dechiffrieren, doch es macht großen
Spaß, sich bei jedem Hördurchgang
erneut ans Entschlüsseln seiner
Textgeheimnisse zu begeben.
Nach Kooperationen mit The New
Pornographers, Norah Jones und
Roky Erickson ging Sheff
2 0 0 9
in
Klausur und arbeitete an neuen
Text- und Musikeinfällen. Die Song-
entwürfe wurden danach im Studio
mit wechselnden Besetzungen aus-
gefeilt. Dabei waren den Beteiligten
originelle
Klangkonstellationen
wichtiger als eine transparente Pro-
duktion. So doppelt zum Beispiel in
„Piratess“ die E-Gitarre ein rück-
wärts abgespieltes Cassettentape,
für „White Shadow Waltz“ hat man
im Aufnahmeraum tatsächlich Ak-
tenschränke herumgeworfen und
den entstehenden Krach aufge-
zeichnet, und beim bombastischen
„Rider“ spielen nicht weniger als
zwei Bassisten, zwei Drummer,zwei
Pianisten sowie sieben Gitarristen
gleichzeitig!
Trotz einprägsamer Melodien ist
„I Am Very Far“ ein schwer zugäng-
liches Werk. Wer sich auf die impul-
siv-chaotische Vorgehensweise von
Sheff & Co. einlässt, wird jedoch mit
einer unvergesslichen Hörerfahrung
belohnt.
HaraldKepler
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KLANG ★
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* * * * * hervorragend I * * * * sehr gut t » * » solide I * * problematisch I * schlecht
6/2011 STEREO 129
